„Thinking Big“ kann nie zu groß sein, und „Creating Insight“ nie zu klein

von | Mai 19, 2020

Heute Nachmittag durfte ich gemeinsam mit einigen meiner Kolleg*Innen eine intensive Online-Session im Namen der Coachinggesellschaft moderieren, in deren Nachgang mich einige Aussagen sehr zum Nachdenken angeregt haben. Ziel der Session war es, gemeinsam mit den Teilnehmer*Innen die sich aus dem Blick aus der Zukunft heraus zeigende Welt im Heute zu gestalten.

„Wir können nichts gestalten, was wir nicht vorher denken können“

Dieser Satz des integrierten Impuls-Vortrags hatte es irgendwie in sich. Natürlich folgt er einer glasklaren Logik: je breiter und weiter in die Zukunft gerichtet ich den Raum meiner Gedanken aufspanne, desto größer und vielfältiger wird der Raum der Möglichkeiten in dessen Rahmen ich meine Kreativität entfalten, meine Ideen umsetzen und mein Bild von Zukunft entwickeln kann.

Und gleichzeitig ist das Denken doch nur eine Facette meines Potenzials. Was ist mit meinen Gefühlen, meiner Intuition und meinem „Genius“, sprich meiner größten Stärke, die mich einzigartig macht und mich abhebt von allen anderen?

Klingt ein bisschen größenwahnsinnig, aber lass diesen Satz einfach mal ganz tief in dich einsinken. Und mache einen kleinen Moment Pause bevor du weiterliest…

Und jetzt stell dir vor, du und alle Menschen um dich herum, ihr würdet euch alle in dieser – eurer – Ganzheit in die Gestaltung von Zukunft einbringen können.

Vielleicht kriege nur ich da eine Gänsehaut, aber die reicht im Zweifel auch für uns beide. Und genau dieses Einbringen kollektiver Ganzheit ist mit dem Satz „wir können nichts gestalten, was wir nicht vorher denken können“ ja auch gemeint. Wenngleich ich finde er müsste vollständig lauten: „Wir können nichts gestalten, was wir nicht vorher denken können, was wir nicht vorher fühlen können, was wir nicht vorher in uns haben, was unserem Genius nicht ausreichend Platz einräumt.“

„In Verletzlichkeit einander begegnen“

Diese Aussage kam nach einer Breakout-Session als eine der Kernerkenntnisse aus dem Kreis der Teilnehmer*Innen. Und sie hatte richtig Power.

Wenn wir uns nicht öffnen, niemanden in uns reinlassen, nicht zulassen, dass andere Menschen die Dinge in uns sehen dürfen, die wir – vor ihnen, aber vielleicht auch vor uns selbst – verstecken, wie können wir dann „ganz“ sein?

Wir sind so nah an uns selbst dran, an unserem Kern und dem was uns ausmacht, und trotzdem können wir selbst oft gar nicht erkennen was alles in uns steckt. Das erlebe ich zum einen natürlich bei mir selbst, aber auch in meinen vielen Gesprächen mit Menschen, die aus ihren ganz individuellen Situationen und Kontexten heraus etwas in der Welt verändern möchten. Vielleicht sind wir nicht immer schon an einem Punkt angelangt, an dem wir unsere Kraft und unser Potenzial selbst sehen können, aber beides ist da und muss nur „ent-deckt“ werden. In meinem Kopf entsteht gerade jetzt in diesem

Moment das Bild, dass wir Menschen gar nicht nur den einen Kern haben, der uns ausmacht, sondern dass wir voller kleiner Kerne sind, die unerkannt voneinander in uns schlummern. Und erst wenn wir uns nach innen wenden und andere einladen uns dabei zu begleiten, werden diese Kerne Schritt für Schritt und Schicht für Schicht sichtbar. Und wenn Kern und Kern sich treffen, entsteht Energie durch Fusion.

„Die Welt verändert sich – und ich mich auch“

Dieser Satz fiel im Nachgang zu einer von mir begleiteten Breakout Session von der Falleingeberin unseres „co-kreativen Falldialogs“. Wir hatten nur 35 Minuten Zeit, die Teilnehmer*Innen kannten sich untereinander kaum, und ich kannte tatsächlich niemanden. Wie kann es sein, dass aus einer sehr allgemein eingegebenen Fragestellung innerhalb kürzester Zeit eine solche Erkenntnis entstehen kann? Und ich weiß, für manche von euch klingt der Satz „Die Welt verändert sich – und ich mich auch“ vielleicht naheliegend und banal. Aber wer es selbst erlebt hat weiß wie es sich anfühlt, diesen Moment zu erleben, in dem es einem wie Schuppen von den Augen fällt und man sich fragt: „Wie konnte ich das vorher nicht sehen? Das ist doch so offensichtlich! Ist mir fast peinlich das hier jetzt so als den besonderen AHA-Moment zu deklarieren.“

Und wenn ihr euch dabei erwischt, eure Erkenntnis genau so klein zu reden, obwohl sie euch gefühlt gerade auf das „next level“ gebracht hat, dann sagt euch: „Thinking Big“ kann nie zu groß sein, und „Creating Insight“ nie zu klein.

Ob das heute bei der Teilnehmerin genau so eine Art von Erkenntnis war, das weiß ich nicht. Aber es wäre ja durchaus möglich.

© Text & Bild: Michaela Meyer